Nachdem ich einige Jahre ein Trio der Sawbacks gehalten hatte, kam nach langem hin und her doch der Entschluss, dass ich einmal die Zucht von Graptemys anstreben möchte. Also mussten wir uns überlegen, wie wir die Tiere im Haus unterbringen könnten. Anfangs war der Dachboden im Gespräch. Die Entscheidung fiel dann aber schnell auf einen Wintergarten.
Die Firma Beckmann war mir damals schon länger aus der Landschildkrötenhaltungsszene bekannt, in der er sich einen guten Namen gemacht hat. Somit fiel die Wahl des Herstellers für den Wintergarten leicht. Außerdem wusste ich, dass bei Beckmann die Verglasung mit UV-durchlässigem Plexiglas Alltop® möglich ist. Ausgewählt haben wir das Modell Plantarium, dieses hat thermisch getrennte Aluprofile. Zur Qualität dieser Sonderanfertigung kann ich sagen, dass wir damit sehr zufrieden sind sowie auch mit der kompetenten Beratung seitens der Firma Beckmann.
Die Größe des Wintergartens beträgt 5,2 x 3,68 Meter. Durch den Balkon und den beidseitigen Wandvorsprung erreichen wir eine Breite von 3,8 Meter. Die Terrasse musste noch verbreitert werden, so konnte aber auch gleich die Statik für die 4 bis 5 Tonnen Gewicht der Aquarien berücksichtigt werden. Beim Estrich wurde ebenfalls die Tragfähigkeit für die Becken ermöglicht und gleichzeitig eine Bodenheizung integriert.
Die Teiche fassen insgesamt 5300 Liter. An der vorderen Wand sind vier Becken über fünf Meter Länge und 110 cm Tiefe auf 4 x 1000 Liter aufgeteilt. Der Wasserstand beträgt 90 cm. In diesen Becken werden nur meine Weibchen gehalten. Der andere Teich fasst 1300 Liter (205 x 95, Wasserstand 85 cm) darin sind immer 6 bis 9 meiner Männchen untergebracht.
Warum diese Größe?
Nun in Österreich gibt es das Tierschutzgesetz und dieses gibt genau vor, wieviel Liter ein Aquarium fassen muss für eine bestimmte Anzahl an Wasserschildkröten und deren Körpergröße. Ich habe mich streng an die Auflagen gehalten und die Zucht gemeldet. Tatsächlich kam dann auch kurz darauf die Amtstierärztin mit dem Sachbearbeiter der Bezirkshauptmannschaft vorbei und sie haben sich alles angesehen, alles nachgemessen und auch alle Tiere kontrolliert. Sie hatten nichts zu beanstanden. Es ist natürlich für die Schildkröten gut, wenn man sich an diese Gesetzesauflagen hält, die Unterbringung kann ja eigentlich nicht zu groß sein. Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass etwas kleiner auch artgerecht ist, selbst für Graptemys. Je größer die Becken sind, desto schwieriger ist es auch die Tiere zu kontrollieren.
Gebaut sind die Teiche aus Holz. Vorne ist jeweils eine 15 mm dicke Scheibe (Floatglas) eingeklebt. Der Rest wurde mit einer 3D-EPDM-Folie ausgekleidet und zwischen Glas und Folie mit Kleber auf Polymer Basis abgedichtet. Gefiltert wird mit Hamburger Mattenfiltern. In jedem Becken befindet sich eine Filtermatte dreiseitig über die gesamte Fläche. Das ergibt 70 bis 80 Liter Filtervolumen pro Teich. Eingerichtet wurde mit Ästen, Porphyrplatten und Pflanzen.
Außer dem Quellmoos, Wasserpest und Vallisnerien hat sich keine submerse Kaltwasserpflanze dauerhaft gehalten. Muschelblumen und Wasserlinsen wachsen als einzige Schwimmpflanzen gut. Von den Vallisnerien hatte ich nur zwei Bunde gekauft. Nach einem Jahr hatte ich so viele davon, dass ich alle Aquarien damit bepflanzen konnte. Mittlerweile haben sie überhandgenommen und ich muss sie ständig auslichten und entsorgen.
Temperaturen:
Die Wassertemperaturen werden ungefähr die gleichen Werte wie in den Sawbacks-Habitaten erreichen. In den letzten Jahren hatte ich im April und Mai Wassertemperaturen von 20 bis 28° C, Juni bis August 24 bis 32° C und im September und Oktober ebenfalls 20 bis 28° C. Im März und November, liegen die Wassertemperaturen auch mal unter 20° C, aber 22° C hatte ich in diesen Monaten auch schon. Dementsprechende Temperaturschwankungen gibt es je nach Wetter, aber nur langsame. Bei kleineren Becken mit 500 Litern hatte ich innerhalb weniger Tage oft Schwankungen von über 5° C. Beheizt werden die Teiche nicht, höchstens durch die Bodenheizung.
Die Lufttemperaturen sind sehr davon abhängig, ob die Sonne scheint oder nicht. Bei Sonnenschein im Sommer steigen die Temperaturen sehr schnell auf bis zu 40° C im Schatten, obwohl die beiden Dachfenster temperaturabhängig automatisch öffnen. Bei Hitzeperioden wird deshalb auch die Hälfte des Daches beschattet. Das angrenzende Wohnzimmer hat sich zur Temperatursteuerung als sehr nützlich erwiesen. An heißen Sommertagen reicht es, wenn wir ein Fenster gekippt lassen, dann zieht es ein bisschen durch. Umgekehrt können wir im Herbst durchs Wohnzimmer und mit unserem Kaminofen den Wintergarten beheizen. Ohne zusätzliche Heizung wäre es in den nebeligen späten Herbsttagen oft zu kalt.
An sehr trüben Tagen schalte ich zusätzliche Beleuchtung dazu. Das sind bei den Teichen der Weibchen jeweils eine 150 Watt Bright Sun und bei den Männchen zweimal die 70 Watt Bright Sun. Eine davon wird täglich ab 13 Uhr dazu geschaltet, weil sich dieses Becken dann im Schatten befindet. Die Männchen haben das bisher nur selten genutzt. Sie sonnen sich auch im Schatten gerne. Die anderen Lampen schalte ich mittels Zeitschaltuhren - nach Wetterbericht - entweder auf Auto oder Off. Die Nutzung von UV-durchlässigem Plexiglas Alltop, in Verbindung mit der Bright Sun, ist wahrscheinlich das Höchste was man an Licht, Wärme und UV in unseren Breiten für diese Tiere erreichen kann. Trotzdem ist die Sonnenintensität bei uns schlechter als in den USA. Das Plexiglas Alltop lässt nur 91 % Licht und ca. 65 % UVB-Strahlung durch und die Bright Sun ist im Vergleich zur Sonne nur eine lächerliche Funsel. Das bedeutet, dass ich immer noch nicht an die natürlichen Gegebenheiten dieser Schildkröten herankomme.
Ein großer Nachteil im Wintergarten ist, dass es bei höheren Temperaturunterschieden zwischen drinnen und draußen, oftmals zur Kondensation an den Scheiben kommt. Besonders stark ist das bei den Stegplatten und Profilen, zeitweise tropft es sogar. Zum Glück haben sich in den letzten Jahren aber keine Schimmelprobleme ergeben. Vermutlich weil an sonnigen Tagen alles gut abtrocknet und die Luftfeuchtigkeit auf 40 % sinkt. Das Kondenswasser läuft über eine kleine Regenrinne und einem integrierten Abfluss nach draußen. Das Kondensationsproblem konnte später mit einer dezentralen Wohnraumlüftung etwas gelindert werden. Nochmals würde ich an den Wänden des Wintergartens keine Stegplatten einbauen, sondern nur am Dach und an den Wänden stattdessen überall Thermoglas.
Betrieb und Verhalten der Schildkröten:
Als die ersten Graptemys in den Wintergarten eingezogen sind, war sofort klar, dass es die richtige Entscheidung war. Sie genießen vor allem die Lichtverhältnisse und die großflächige Wärme und das scheint für diese Schildkröten das Beste zu sein. Wenn an einem bewölkten Tag die Sonne herauskommt, dauert es keine 10 Minuten bis ausnahmslos jede Höckerschildkröte beim Sonnenbaden ist. An den längsten Tagen im Jahr sitzen sie schon um 6 Uhr morgens, wenn ich aufstehe, auf den Sonnenplätzen. An Schlechtwettertagen wird die zusätzliche Beleuchtung dagegen nur mäßig bis gar nicht angenommen. Ich kann beobachten wie eigensinnig Graptemys sind. Den Sonnenplatz, den sie von Anfang an wählten, nutzen sie immer. Jede Höckerschildkröte hat ihren eigenen Sonnenplatz. Wenn ich dann mal wieder ein bisschen etwas umbaue, sind sie richtig trotzig und sonnen sich nicht mehr.
Gefüttert wird eigentlich täglich. Kurz vor der Überwinterung füttere ich weniger, da die Tiere ab Ende Oktober kaum noch Futter annehmen. Nicht einmal dann, wenn es noch außergewöhnlich warm ist und die Wassertemperatur noch bei 24° C liegt. Im Sommer füttere ich an den Wochenenden, wenn es sich zeitlich ausgeht, zweimal täglich, um mehr Abwechslung in die Ernährung zu bringen. Grundsätzlich füttere ich allen Tieren das gleiche. Die Männchen bekommen aber auch manchmal nur Insekten und die Weibchen dafür nur Schnecken. Meine G. barbouri und G. gibbonsi Weibchen bekommen mehr Schnecken und Garnelen.
Die schmalköpfigen Weibchen nehmen in den Sommermonaten sehr viel Pflanzliches zu sich. Dafür hole ich eimerweise Wasserpest aus einem nahegelegenen Naturschutzgebiet, in dem ein kleiner See alljährlich mit dieser Wasserpflanze zuwuchert. Sämtliche Algen in den Teichen der Weibchen werden von ihnen regelmäßig abgegrast, diese Becken sind nahezu algenfrei. Bei den Männchen müssen die Wassertemperaturen auf über 28 oder 30° C steigen, bis auch sie vermehrt Pflanzliches verzehren. Dementsprechend viele Fadenalgen befinden sich in dem Teich meiner männlichen Höckerschildkröten.
Das Wasser wechsle ich alle drei bis vier Wochen, obwohl es durch die großdimensionierte Filterung immer schön klar ist.
Überwintert werden die Höckerschildkröten nicht im Wintergarten, weil es im Winter oft einfach zu warm ist. Die Wassertemperaturen fallen kaum unter 15° C. Die Weibchen ziehen sich bereits Mitte Oktober vermehrt zurück und verstecken sich auch tagsüber. Die Männchen werden dagegen im späten Herbst richtig aktiv.
Alle Weibchen sind gut verträglich, bis auf ein einziges Graptemys sabinensis Weibchen. Dieses muss leider einzeln gehalten werden. Das ist allerdings nicht mein eigenes Weibchen, sondern es ist von einem Freund bei mir eingestellt. Die Männchen sind nicht immer ausnahmslos gut verträglich und es wechselt von Zeit zu Zeit. Deshalb setze ich sie immer wieder unterschiedlich zusammen. Manche werden zeitweise in die Aquaterrarien im Haus umgesetzt, entweder einzeln oder mit anderen Männchen, bei denen ich gerade den Eindruck habe, dass sie sich nicht ständig stressen.
Insgesamt halte ich hier sieben verschiedene Höckerschildkröten-Arten: G. nigrinoda, G. oculifera, G. flavimaculata, G. sabinensis, G. caglei, G. gibbonsi und G. barbouri.