Wenn man sich die Tierartenvielfalt in und um einen Fluss in Nordamerika ansieht, ist es eigentlich selbstverständlich, dass wir unseren Höckerschildkröten ein paar Mitbewohner im Aquarium bieten. Graptemys werden in der Natur vor allem sehr vielen Fischen begegnen, alleine im Pearl River leben mehr als 110 verschiede Fischarten und das sind zum Teil sogar sehr große Fische. Dazu kommen natürlich noch die andere Schildkrötenarten, Biber, Alligatoren, Enten, Krebse und viele weitere Lebewesen.
Das Pearl-River-Aquarium im Mississippi Museum of Natural Science. Die großen Fische, die man hier im Bild erkennen kann, waren etwa 4- bis 5-mal so groß wie ein riesiges Graptemys pearlensis Weibchen, welches ebenfalls in diesem Aquarium untergebracht war.
Fische:
Fische sind mit Sicherheit die beliebteste Form für die gemeinsame Haltung mit Schildkröten. Tatsächlich haben sie auch eine wichtige Funktion, nämlich, dass sie die Futterreste der Schildkröten fressen, die sonst verrotten würden. Beim Zerkleinern der Nahrung fallen immer winzige Überreste an, die von den Fischen anschließend aufgefressen werden.
Welche Fische sind die richtigen?
Das richtet sich vor allem nach den Wasserwerten!
Seht euch bitte vor der Auswahl der Fischart die Wasserwerte an. Auch
Fische haben das Recht auf ein artgerechtes Leben. Ganz wichtig sind der PH- und KH-Wert, Nitrat
sollte auch berücksichtigt werden. Nitrit darf auf keinen Fall nachweisbar sein. Außerdem ist zu beachten: Sind die Fische Einzelgänger, Gruppen- oder Schwarmfische? Versteckplätze für die Fische
verstehen sich von selbst und sollten ohnehin vorhanden sein, wenn man eine ausreichende Strukturierung für die Schildkröten eingerichtet hat.
Zu achten ist auch auf die Wassertemperaturen. Es gibt wenig aquariengeeignete Kaltwasserfische. Für die meisten tropischen Fischarten, ist die unterste Grenze 18 - 20° C. Werden die Schildkröten nicht im Aquarium überwintert, sinken die Temperaturen im Wohnraum normalerweise auch nicht unter die 18 - 20° C. In einem schön bepflanzten Höckerschildkröten-Aquarium können deshalb auch tropische Fische artgerecht gehalten werden.
Höckerschildkröten fressen meiner Erfahrung nach kaum Fische. Sie schwimmen höchstens einmal neugierig einem Fisch hinterher. Wenn sie wollten, könnten sie mit ihrer Geschwindigkeit aber so manche Fische erbeuten. Lebendgebärdende Zahnkarpfen, wie z. B. Guppys und Platys, werden somit schnell zur Plage. Für kleinere Graptemys kann das richtig ungut werden, wenn beim Fressen eine Horde von Fischen um die Schildkröte kreist und diese versuchen ihr das Futter zu klauen. Darum sind eher Fische geeignet, die sich nicht so rasant vermehren. Großwerdende Barsche und andere aggressive oder revierbildende Fische würde ich keinesfalls zusammen mit Höckerschildkröten halten. Sie sehen die Schildkröte möglicherweise als Konkurrenten und die scheuen Graptemys würden sich sofort eingeschüchtert fühlen. Umgekehrt sollten es auch keine besonders stressempfindlichen Fische sein. Die Auswahl ist also gar nicht so groß. Kleine Fische aus Nordamerika wären natürlich optimal, das ist z. B. der Rainbowshiner (Notropis chrosomus). Ich mache gute Erfahrungen mit Keilfleckbarben (Rasbora heteromorpha).
Sogar Skalare (Pterophyllum scalare) können bei genügsamen Höckerschildkröten-Männchen gehalten werden.
Garnelen:
Garnelen eignen sich fast noch besser wie Fische als Mitbewohner für Graptemys. Auch sie machen sich an die Futterreste ran und werden von den Höckerschildkröten nicht gejagt. Die sonstigen Anforderungen und Gegebenheiten müssen allerdings genauso wie bei den Fischen beachtet werden. Gute Erfahrungen machen die meisten mit den bekannten Red Fire Garnelen, welche sehr robust sind. Andere Garnelenarten sind oftmals viel empfindlicher.
Schnecken:
Die meisten Schneckenarten werden von Höckerschildkröten ausnahmslos gefressen und sie sind auch sehr wertvolles Futter. Wenn kleinere Schnecken, wie Blasenschnecken oder Posthornschnecken, die Möglichkeit haben tagsüber irgendwo Unterschlupf zu finden, hält sich oft ein kleiner Schneckenstamm im Aquarium.
Noch besser sind Turmdeckelschnecken. Sie durchwühlen den Bodengrund und sind deshalb sehr wertvolle Mitbewohner, weil sie damit einen Fäulnisprozess im Bodengrund verhindern. Leider werden sogar Turmdeckelschnecken, obwohl sie sehr hartschalig sind, von so mancher Höckerschildkröte verzehrt. Bei den Männchen halten sich manche Schnecken besser. Die Weibchen werden irgendwann jede Schnecke auffressen.
Welse:
Man liest häufig, dass Welse das Aquarium sauber halten würden, das stimmt aber nur begrenzt. Man sollte außerdem nie mehrere Welse zusammenhalten. Sie bilden gerne ihr eigenes Revier, welches sie äußerst aggressiv verteidigen. Außerdem können sich größere Welse am Schildkrötenpanzer festsaugen und somit kleine Schildkröten am Auftauchen hindern. Ich halte schon lange keine Welse mehr zusammen mit Schildkröten. Problematisch ist, dass sie unter den Schildkröten einfach nicht genug Futter erwischen. Auch wenn man versucht sie nachts mit Welstabletten zu füttern, klappt das nicht wirklich. Denn auch bei Dunkelheit begeben sich die Schildkröten sofort auf Futtersuche, sobald sie welches riechen.
Planarien:
Die oft gehassten Planarien, finde ich eigentlich ganz nützlich. Es bleibt garantiert kein tierisches Futter übrig. Nur sollten die Planarien eben nicht überhand nehmen, da sie Schnecken und Garnelen ausrotten können. Vor allem bei zu viel Frostfutter, vermehren sich die Planarien rasant. Manche Fische und Schildkröten fressen zum Teil wieder Planarien, aber so richtig scheinen diese kleinen schmierigen Wümer nicht zu schmecken.