Höckerschildkröten brauchen für ihre Gesundheit sauberes Wasser. Auch im natürlichen Lebensraum bewohnen sie die Flussabschnitte, die auch gute Wasserqualität aufweisen. Zwar ist das Wasser dort meist nicht klar, das heißt aber nicht, dass es dreckig ist. Bereiche von Kläranlagen oder Abwasserzonen werden von Höckerschildkröten gemieden.
Wenn im Aquaterrarium die Wasserqualität unzureichend ist, dazu kommt vielleicht sogar noch schlechte Beleuchtung und einseitige Ernährung, dann kommt es bei Graptemys garantiert zu Panzerproblemen. Angefangen von leichten Schwierigkeiten beim Schildenwechsel bis hin zu schweren Nekrosen, die auch nach Haltungsverbesserung sehr lange nicht verheilen.
Wasserwechsel oder Filterung: Was ist wichtiger?
In der Natur gibt es wenige temporäre Gewässer (nur aus Regenwasser gespeist), in denen kein ständiger Wasseraustausch stattfindet. Auch in den meisten Stillgewässern (Seen und Teiche) findet durch die Verbindung von Quellen und vom Grundwasser ein Zu- und Abfluss statt. In Flüssen und Bächen werden Wasserbelastungen permanent abtransportiert und Nährstofflücken im Spurenelementbereich ausgeglichen. Deshalb ist ein regelmäßiger Wasserwechsel für Graptemys trotz guter Filterung unumgänglich.
Bei mittelmäßigem Besatz sollten ca. alle drei Wochen mindestens 50 % gewechselt werden. Es kann natürlich auch einmal 4 Wochen nicht gewechselt werden. Ein Wechsel nach zwei Wochen oder noch öfter schadet auch nicht. Die Höckerschildkröten lieben frisches Wasser und es wirkt sich nicht, wie oft behauptet, negativ auf das biologische Gleichgewicht im Aquarium aus.
Wie wechselt man am einfachsten das Wasser?
Früher haben viele Aquarianer das Wasser mit Eimer und Schlauch gewechselt. Heute macht das kaum noch jemand. Es würde nur darin enden, dass man nach kurzer Zeit sein Hobby wieder aufgibt.
Ich verwende zum Wasserwechseln Schläuche mit 3/4 Zoll (1/2 Zoll geht auch, dann dauert es aber länger) und verschließbare Kupplungen von Gardena ®. Zusätzlich braucht man noch einen passenden Adapter für den Wasserhahn (gibt es im Baumarkt meistens gleich neben dem Gardena-Artikeln), ein T-Stück für die Kupplungen und einen Ansaugbogen mit Ansaugkorb, den es für Außenfilter gibt.
In diesem Video ist zu sehen, wie das vor sich geht.
Alternativ bietet der Aquaristik Handel spezielle Wasserwechselsets an, z. B. das Aqua In-Out von Jbl.
Bei mir läuft das Wasser in einen Abfluss unter dem Aquaterrarium. Diese Möglichkeit hat aber nicht jeder. Alternativ kann man den Schlauch auch z. B. in die Toilette, Dusche oder Badewanne leiten. Auf jeden Fall muss der Abfluss aber tiefer wie das Aquarium liegen.
Während das Wasser abläuft, kann man die Scheiben putzen, abgestorbene Pflanzen raus- oder zurückschneiden, usw.
Das Aquarium sollte dann wieder mit temperiertem Wasser aufgefüllt werden, dazu hänge ich den Fernfühler des Thermometers in den Ansaugkorb.
Filterung: Welcher Filter kommt in Frage?
Die meisten Schildkrötenbesitzer arbeiten mit Außenfiltern, Hamburger Mattenfiltern (HMF) oder Blumenkastenfiltern. Sowohl Außenfilter als auch Mattenfilter sind meiner Erfahrung nach gleich effektiv.
Bei Außenfiltern ist ein großes Filtervolumen wichtig, damit die Filterbakterien eine möglichst große Besiedlungsfläche haben. Meistens ist beim Außenfilter oben ein feines Filterflies. Dieses kann man gegen eine grobe Filtermatte austauschen, damit der Filter nicht so schnell verstopft. Ich verwende nur Außenfilter der Marke Eheim. Mit anderen Herstellern habe ich noch keine Erfahrung gemacht, aber es dürfte keine großen Unterschiede geben, solange man nicht den günstigsten kauft.
Die Vorteile eines Außenfilters sind: Er nimmt keinen Platz im Becken weg, hat eine gute und stabile Filterleistung und nach dem Anschließen geht es schon los, d. h. man muss nicht selber basteln. Nachteilig ist, dass er viel teurer ist als z. B. ein Hamburger Mattenfilter, viel Strom verbraucht, ein gewisses Risiko mit undichten Schlauchverschlüssen birgt und in regelmäßigen Abständen gereinigt werden muss. Das Reinigen kann eine ziemliche dreckige Angelegenheit sein
Der Hamburger Mattenfilter (HMF) hat sich ebenfalls sehr gut in der Schildkrötenhaltung bewährt. Zwei Varianten sind möglich: Entweder man bringt die Matte über die gesamte schmale Seite des Aquariums an oder man baut einen Eckmattenfilter. Jedenfalls muss die Matte so hoch oder höher als der Wasserstand sein und sie kann auf dem Bodengrund aufliegen. Manche kleben unten auch eine Sandblende ein, wenn der HMF auf dem Glas stehen soll, damit kein Sand nachrutscht. Bei einem meiner Aquaterrarien ist ein Eckmattenfilter eingebaut. Dafür habe ich zwei Glasleisten im Abstand von 15 cm mit Aquariensilikon eingeklebt. Darin ist die Matte im Viertelkreis eingeklemmt. Eine 5 Watt Aquarienpumpe wälzt das Wasser ca. einmal pro Stunde um. Außerdem befindet sich ein Netzbeutel mit Filterkugeln hinter der Matte, um die Filterleistung zu erhöhen.
Im Internet gibt es jede Menge Formeln zur Mattengröße und Umwälzleistung. Ich habe es bisher immer nach Bauchgefühl gemacht. Insgesamt gilt aber: Je langsamer die Filtermatte durchströmt wird, desto mehr Schadstoffe können die Bakterien abbauen.
Vorteile des Mattenfilters sind: Er ist günstig in der Anschaffung und im laufendem Stromverbrauch. Er hat keine Probleme mit absterbenden Bakterienkulturen bei einem länger andauernden Stromausfall, die in einem Außenfilter durch Sauerstoffmangel entstehen würden. Es gibt keine Verschlüsse und Kupplungen, die undicht werden könnten und besonders von Vorteil ist, dass der Mattenfilter so gut wie nie gereinigt werden muss. Es ist ausreichend wenn er beim Wasserwechsel oberflächlich etwas abgesaugt wird. Dafür muss man aber bei Schildkröten eine grobporige Matte verwenden (ppi 10) und diese sollte nicht stärker als 3 cm sein. Andere Matten verstopfen. Nachteilig ist, dass er Platz im Becken wegnimmt und man selber basteln muss. Der HMF muss oben abgedeckt werden, damit keine Schildkröte hinein klettern kann. In meinem Fall ist das eine Glasplatte, es geht aber auch ein Stück Kork oder der Rest der Filtermatte.
Wer einen Blumenkastenfilter anfertigen möchte, liest sich bitte folgende Bauanleitung von D. Schmidtmann durch.
Wie funktioniert ein Aquarium am einfachsten?
Ganz einfach, es darf nicht zu sauber werden. Wenn ständig alles abgeschrubbt und geputzt wird, hat man sehr wahrscheinlich häufig Wasserprobleme. Auf jedem Gegenstand im Aquarium (Pflanzen, Wurzeln, Sand, usw.) sitzen die wertvollen Filterbakterien. Auch im Mulm, der so häufig penibel abgesaugt wird, sind Millionen von Bakterien, die ein stabiles System schaffen. Deshalb sauge ich schon seit Jahren keinen Mulm mehr ab. Die Menge an Mulm wird dadurch auch nicht ständig mehr, sondern stagniert ab einer gewissen Ansammlung. Im gelösten Wasser sind wenige Bakterien vorhanden. Ein gut funktionierendes Aquarium verträgt ohne weiteres auch einen Wasserwechsel von 90 %, ohne dass es danach zu Problemen kommt.
Etwas anders verhält es sich bei einem neu eingerichteten Aquarium. Es dauert einige Zeit bis sich ausreichend Bakterienkolonien gebildet haben. Darum sollte in der ersten Zeit etwas häufiger Wasser gewechselt werden. Um das Ganze zu beschleunigen, bietet der Handel Filterbakterien in flüssiger Form an. Das "Animpfen" mit Schlamm aus einem anderen Filter oder Teichschlamm - was hin und wieder zu lesen ist - funktioniert nicht immer. Es sind dann oft auch zu viele Nährstoffe vorhanden, die das System unnötig belasten.
Algen:
Es gibt kein algenfreies Aquarium, sondern nur eines mit wenigen Algen.
Eine gewisse Algenbildung mit Grünalgen ist normal. Sie sorgen im Zusammenhang mit gutem Licht für sehr sauerstoffreiches Wasser und gerade für Graptemys sind sie teilweise wertvolles Futter. Konkurrenz für Algen schafft man mit höheren Wasserpflanzen, die vorrangig mit Eisen gedüngt werden müssen. Dadurch wachsen aber auch wiederum mehr Algen. Ich dünge darum nur nach einem Wasserwechsel, die Hälfte der empfohlenen Menge.
Wenig Algen hat man laut Dennerle unter folgenden Bedingungen, die ich nur bestätigen kann:
langsam laufender Filter: Der Wasserinhalt sollte nicht öfter als einmal pro Stunde umgewälzt werden. 300 Liter Aquarium > 300 Liter Stundenleistung des Filters
viele Pflanzen (80 % des Aquariums können bepflanzt werden)
regelmäßiger und häufiger Wasserwechsel
keine zusätzliche Belüftung (treibt das CO2 aus dem Wasser)
geringer Besatz auf viel Wasser.
Anders sieht es mit Blaualgen aus, das eigentlich keine Algen sind, sondern Cyanobakterien. Man erkennt sie als schmierige blaue oder grünblaue Konsistenz und sie riechen äußerst streng. Hier ist dann Handlungsbedarf angesagt. Es ist zwar nicht sicher, ob Schildkröten davon Schaden nehmen, aber alleine der Geruch dürfte für sie unangenehm sein. Leider können sie ziemlich deprimierend sein, weil man sie nur schwer wieder los wird.
Gründe für Blaualgen können sein:
zu viele Nährstoffe im Aquarium
zu geringe Filterleistung und zu wenig Bakterienkolonien, da sie mit denen Konkurrieren
falsche oder zu geringe Strömung
schlechter Wasserpflanzenwuchs
zu viel Sauerstoff im Aquarium, vor allem Membranpumpen mit Ausströmersteinen begünstigen die Blaualgenbildung
Wichtig: der Sauerstoff!
Sauerstoffreiches Wasser ist geruchsfrei und ist in erster Linie für die mitbewohnenden Fische besonders wichtig. Aber speziell für Höckerschildkröten ist das genauso, weil sie sauerstoffreiches Wasser gewohnt sind und sogar geringfügig unter Wasser atmen. Durch Wasseroberflächenbewegung in den Flüssen, reichert sich das Wasser mit viel Sauerstoff an. Hat man Wasserpflanzen im Aquarium, funktioniert die Sauerstoffversorgung tagsüber im Prinzip von selbst. Nachts verbrauchen die Pflanzen den Sauerstoff wieder. Wenn die Filterausströmung so gewählt wird, dass die Wasseroberfläche etwas bewegt wird, sorgt dies, auch ohne Pflanzen und ohne Licht, für ausreichend Sauerstoff.
Hygiene:
Es ist schon lange bekannt, dass Reptilien und somit auch Schildkröten, Salmonellen übertragen können. In den USA gab es schon in den 70er Jahren Fälle, weil damals Kinder kleine Schildkröten in den Mund nahmen. Bei allgemeiner Hygiene - das heißt nach dem Kontakt mit den Schildkröten oder dem Aquarienwasser immer die Hände waschen - dürfte es keine Probleme geben. Ob unsere Schildkröten tatsächlich Salmonellenträger sind, ist nicht einfach nachzuweisen. Bei Schildkrötenhaltern sind schon seit langem keine Salmonellenvergiftungen mehr aufgetreten.
Anschließend noch:
Macht euch die Reinigungsarbeiten so einfach wie möglich, nur so habt ihr auf Dauer Freude an diesem Hobby. So manches Missgeschick, damit meine ich kleinere Überschwemmungen, werden jedem öfter passieren. Manchen ist auch schon das Becken beim Wiederbefüllen übergelaufen, weil man durch ein Telefonat oder Sonstiges abgelenkt war. Lasst euch davon bitte nicht die Freude verderben, es geht sonst im Endeffekt zu Lasten der Tiere.