Lebendfutter

Lebendfutter ist sicherlich das Beste was wir unseren Höckerschildkröten bieten können. Die Qualität des Futtertiers ist aber nur so gut, wie es selbst gefressen hat. Darüber hinaus spielt insbesondere die Sterilität eine bedeutende Rolle: Wenn man Höckerschildkröten jahrelang nur mit sterilem Trockenfutter ernährt, sind sie äußerst anfällig für Krankheiten, wenn sie plötzlich doch mit diversen Keimen konfrontiert werden. Deshalb sollte man entweder die Futtertiere aus der Natur fangen oder Würmer, Insekten, usw. nicht mit sterilem Salat, Gemüse oder Fischfutterflocken anfüttern, sondern möglichst mit Wildkräutern aus dem Garten oder von der Wiese. Nur so entwickeln die Schildkröten ein intaktes Immunsystem.

Regenwürmer:

 

Es gibt kaum ein besseres Futter für Höckerschildkröten, weil sie eine ganze Reihe hochwertiger Nährstoffe enthalten und der Fettgehalt eher gering ist. Sie können auch etwas öfter als andere Futtersorten auf dem Speiseplan stehen. Außerdem fördert das Verfüttern von Regenwürmern den Jagdinstinkt der Schildkröten.

 

Man fängt entweder die Regenwürmer draußen - für eine Schildkröte wird es vermutlich reichen - oder bestellt sich welche z. B. bei: www.superwurm.de. In manchen Zoogeschäften oder Angelläden werden sie ebenfalls angeboten, gegebenenfalls einfach nachfragen. Meist haben die Händler Würmer nicht dauerhaft im Sortiment, sie können die Würmer aber trotzdem von den Großhändlern bestellen.

Es gibt nur zwei interessante Wurmarten für unsere Zwecke, nämlich den gemeinen Regenwurm (Lumbricus terrestris) der auch unter Tauwurm bekannt ist oder die Rotwürmer (Dendrobena veneta).

Tauwürmer sind auf Dauer schwer unterzubringen und können nicht nachgezogen werden, deshalb sollten sie relativ zügig verfüttert werden. Von Tauwürmern aus dem Handel möchte ich aber generell abraten, da diese in der Natur gefangen werden. In der Regel werden sie aus Kanada importiert und dies hat zu einer hohen Ausbeutung geführt. Außerdem hat der Tauwurm, sobald er im Handel ist, in der Regel einen mehrmonatigen Aufenthalt in Kühllagern hinter sich.

Deutlich besser verhält es sich mit Rotwürmern, die auch als Riesen-Rotwürmer bekannt sind. Sie lassen sich über einen längeren Zeitraum gut halten und vermehren sich sogar. Rotwürmer sind sehr flink, können Monate unter Wasser überleben und sollten nur in Gefäßen mit einem dicht verschlossenen Deckel aufbewahrt werden, wobei genügend Luftlöcher vorhanden sein müssen. Dafür gibt es spezielle Wurmeimer oder man baut sich selbst eine Wurmbox. Wie das geht und wie sie am besten zu halten sind, ist in diesem Youtube Video zu sehen: Wurmbox Superwurm TV

Die Rotwürmer sollten an einem dunklen Ort untergebracht und keinem direkten Sonnenlicht ausgesetzt werden. Bei Temperaturen oberhalb von 15° C sind Rotwürmer sehr aktiv und vermehren sich schnell. Füttern kann man sie mit Laub und Wildkräutern. Die Rotwürmer brauchen aber auch Kraftfutter, am besten eignen sich dafür Haferflocken.

Soldatenfliegenlarven:

 

Ein unbekanntes aber besonders hochwertiges Futter sind die Soldatenfliegenlarven (Hermetia illucens).

Warum sind diese Larven so besonders? Dafür gibt es einige Gründe:

  • ideales Kalzium - Phosphorverhältnis von mindestens 2 : 1, Soldatenfliegenlarven besitzen einen 30-mal höheren Anteil an Kalzium als eine ausgewachsene Grille

  • verfügen über wichtige Mineralien und Proteine

  • geringer Anteil an Fett

  • Vorbeugung und antibakterielle Wirkung gegen Klostridien und Kokzidien

  • positive Auswirkungen auf die Gesundheit durch die enthaltene Laurinsäure, das ist ein natürliches Antibiotikum

Speziell für Höckerschildkröten halte ich die Soldatenfliegenlarve als einen Ersatz für Köcherfliegenlarven, von denen sich viele Höckerschildkröten in der Natur vorwiegend ernähren.

 

Die Larven der Hermetia illucens können bei 12 bis 16° C mindestens 3 bis 4 Wochen gelagert werden oder auch bei normaler Zimmertemperatur gehalten werden.

Dafür sollte das Substrat in den Dosen leicht feucht gehalten werden. Temperaturen unter 12° C vertragen die Larven nicht, sie verenden dann sehr schnell. Gegebenenfalls kann man eine größere Menge bestellen und diese dann auf Vorrat einfrieren.

Grillen, Heimchen und Heuschrecken:

 

Auf diese drei Arten wird man, von allen Insekten im Ernährungsplan für Graptemys, am häufigsten zurückgreifen. Von einem sehr hohen Gehalt an wichtigen Nährstoffen und einer Fülle von Mineralien und Vitaminen kann man bei diesen Insekten ausgehen.

Steppengrille

Unterschiede zwischen diesen Insektenarten mache ich keine, Heuschrecken verfüttere ich aber seltener. Erhältlich sind sie im Terraristik-Onlinehandel oder in Zoogeschäften. Üblicherweise werden sie in kleinen Heimchendosen angeboten, dort halten sie nur einige Tage lang. Trotzdem können die Insekten darin wenige Tage, beispielsweise mit Löwenzahn (enthält viel Kalzium), angefüttert werden, damit sie eine bessere Futterqualität darstellen. Danach müssen sie aber zügig verfüttert werden, weil sie sonst der Reihe nach verenden oder sogar kannibalisch werden.

Deutlich länger halten sie sich in einer Fauna Box. Noch besser funktioniert es in einer Cricket Box. Die Insekten nutzen die Röhren als Versteck und sind dadurch anschließend einfacher mit einer Pinzette zu entnehmen und zu verfüttern. Natürlich sollten die Futtertiere auch in den Fauna- oder Cricket Boxen mit Wildkräutern versorgt werden, die man vorher am besten noch kurz unter die Wasserleitung hält, damit die Insekten etwas zu trinken haben. Als Bodensubstrat hat sich Öko-Katzenstreu (Holzpellets) bewährt.

Heuschrecke

Wer dennoch Schwierigkeiten beim Fangen und Verfüttern dieser Insekten hat (ausgebüchste Heimchen können schließlich zu familiären Konflikten führen!), kann sie kurz schockfrosten und dann nach kurzem Auftauen erst verfüttern.

Schnecken:

 

Schnecken aller Art, egal ob Land- oder Wasserschnecken, sind insbesondere für weibliche Höckerschildkröten unentbehrlich. Bei den Männchen fällt dies weniger ins Gewicht.

Leider sind typische Wasserschnecken für einen Graptemys-Halter in ausreichender Menge schwierig zu bekommen. Man müsste sämtliche natürliche Gewässer absuchen, weil sie für den Futterhandel nicht kommerziell nachgezüchtet werden.

Schnirkelschnecken

Deshalb weicht man am besten auf Landgehäuseschnecken aus. Am besten eignen sich hierbei die Schnirkelschnecken. Diese findet man bei jedem Regenschauer, oftmals in näherer Umgebung von Hecken, Bäumen oder Sträuchern. Auch Nacktschnecken sind geeignet und werden tatsächlich von den meisten Weibchen verzehrt. Allerdings macht sie die große Schleimmenge der Nachtschnecke wütend beim Fressen.

Weinbergschnecken

Ausweichen kann man bei größerem Mengenbedarf auch auf Weinbergschnecken aus kontrollierter Zucht. Bitte keine Weinbergschnecke aus der Natur verfüttern, denn sie steht unter Artenschutz.

 

Welche Möglichkeiten gibt es noch? Manche Wasserschildkrötenbesitzer betreiben eine Achatschneckenzucht, die durchaus sehr ergiebig ist. Eine eigene Wasserschneckenzucht wird sicher keine ausreichenden Erträge bringen. Aquarianer bieten ihre übrigen Wasserschnecken auf Aquaristik-Börsen (auch im Internet) an.

Posthornschnecken

Angeboten werden: Blasenschnecken, Turmdeckelschnecken, Spitzschlammschnecken, Posthornschnecken und Apfelschnecken. Für männliche Höckerschildkröten kommen eigentlich nur kleinere Posthornschnecken und Blasenschnecken in Frage, vor größeren Schnecken reagieren sie oft ängstlich.

Wachsmottenlarven:

 

Halte ich persönlich für ein sehr gutes Futter, verfüttere sie aber nur selten, da sie sehr fetthaltig sind.

Weiteres Lebendfutter:

 

Alles was man so im Haus oder Garten findet. Jeder Käfer, jede Spinne, lästige Fliegen, heimische Heuschrecken, Kellerasseln und alles was sonst noch herum krabbelt, sollte nicht im Hausmüll, sondern an die Schildkröten verfüttert werden. Mit etwas Glück erwischt man ein paar Bachflohkrebse in einem Bach oder Wasserläufer aus dem Gartenteich.

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