Höckerschildkröten im Handel

Das Wichtigste vor der Anschaffung einer Wasserschildkröte ist, sich vorher über die Ansprüche und Bedürfnisse dieser Tiere zu informieren.

Wasserschildkröten können ein sehr hohes Alter erreichen, mehr als 50 Jahre sind durchaus möglich. Es ist also eine Anschaffung fürs Leben oder sogar darüber hinaus. Sollte aus irgendeinem Grund keine artgerechte Haltung mehr möglich sein, ist es bei häufig gehaltenen Arten oft unmöglich einen geeigneten Platz zu finden. Selbst bei seltenen Arten kann eine Vermittlung schwierig werden. Leider müssen die meisten Schildkröten im Laufe ihres Lebens mehrmals in ein neues Zuhause umziehen.

Viele werden sich die Frage stellen, welche Art von Wasserschildkröte es sein sollte. Die Auswahl von kleinbleibenden Arten fürs typische Aquarium im Wohnzimmer ist eigentlich nicht sehr groß. Kleinbleibende Arten aus Nordamerika sind beispielsweise Zierschildkröten (Chrysemys), Tropfenschildkröten (Clemmys guttata), Moschusschildkröten (Sternotherus spp.), Klappschildkröten (Kinosternon spp.) und Höckerschildkröten (Graptemys). Es gibt natürlich auch interessante Arten aus Asien und Südamerika.

Bei den Höckerschildkröten kommen allerdings nur die Männchen infrage, da die Weibchen ähnlich groß werden wie die meisten Schmuckschildkröten und dies übersteigt für viele die Anforderung an die Kapazitäten für eine artgerechte Unterbringung. Die Männchen aber bleiben so klein, dass sie dauerhaft gut und artgerecht in Standardaquarien gehalten werden können.

Das angenehme an Höckerschildkröten ist, dass sie zum einen atemberaubend schön und gleichzeitig elegante lebhafte Schwimmer sind und zum anderen, dass sie unkomplizierte Fresser sind, da sie eher Tierisches bevorzugen. Im Gegensatz zu pflanzenfressenden Arten, ist die Beschaffung des Futters somit viel einfacher, außerdem gehen sie nicht an die Bepflanzung im Aquarium. Somit lässt sich mit einem kleinen Höckerschildkrötenmännchen der Traum eines hübsch bepflanzten Wohnzimmeraquariums erfüllen. Nachteilig ist, dass sie in der Haltung durchaus anspruchsvoller, empfindlicher und meistens teurer als andere Arten sind. Darüber hinaus mögen manche Halter die angeborene Scheue von Graptemys nicht, da dies die Haltung oft erschwert, besonders die Zucht. Aber gerade deshalb sind sie wiederum besser zu beobachten, weil sie, auch wenn sich der Halter vor dem Aquarium aufhält, weiterhin ihrem natürlichen Verhalten nachgehen. Das ist bei Schmuck- und Zierschildkröten meistens anders, weil diese in Erwartung von Futter nur noch bettelnd und plantschend an der Glasscheibe entlang schwimmen. Unvorteilhaft finden viele auch, dass Höckerschildkröten eine kalte Überwinterung machen sollten. Das ist aber eigentlich etwas Positives, weil dadurch die Haltung nie langweilig wird und man sich alljährlich im Frühjahr wieder auf die Schildkröten freuen kann.

Wo kann man Höckerschildkröten kaufen?

Höckerschildkröten sind erhältlich in Zoogeschäften, Terraristikbörsen, Onlineshops, bei ausgewählten Züchtern sowie in Auffangstationen und Tierheimen. Von einem Erwerb dieser Tiere in Zoogeschäften möchte ich abraten, da diese Tiere meistens aus amerikanischen oder chinesischen Zuchtfarmen stammen. Sie haben dann bereits eine harte und weite Reise hinter sich, die sehr viele Tiere nicht überleben. Außerdem wird in den Zuchtfarmen nicht explizit auf das Geschlecht gebrütet. Da sich Weibchen während der Brutzeit schneller entwickeln, handelt es sich bei den meisten Tieren aus Zoohandlungen um weibliche Schildkröten. Der Handel mit diesen Tieren führt vielerorts zu Problemen, denn sie werden oft unwissend und spontan gekauft. Wenn sie dem Besitzer dann zu groß geworden sind, werden sie einfach irgendwo ausgesetzt oder in Einrichtungen abgegeben, die immer überfüllt sind mit solchen Tieren. Es empfiehlt sich daher, Höckerschildkröten nur von einem seriösen Züchter zu erwerben, so ist eine genaue Geschlechtsbestimmung möglich, die Tiere werden meistens artgerecht gehalten und die Nachzuchten sind gesünder. Mithilfe der Bruttemperatur kann ein Züchter gezielt auf die kleinen Männchen brüten. Es ist sogar viel einfacher auf Männchen zu brüten, als auf Weibchen, da Männchen geringere Inkubationstemperaturen benötigen und dabei kommt es weniger oft zu Problemen, als bei den höheren Bruttemperaturen der Weibchen. Bei den Züchtern muss in der Regel vorbestellt werden. Die Nachzuchten können dann meistens im Herbst entweder direkt beim Züchter abgeholt oder bei Terraristikbörsen gekauft werden. Manche Züchter bieten auch den Transport durch Tierversandunternehmen an. Das Tierversandunternehmen
 GO! befördert Tiere zwischen Österreich und Deutschland sowie innerhalb beider Länder unkompliziert und schnell mit Preisen von 26.50 bis 39.95 €. Das kann eine günstige Alternative zur Selbstabholung sein.

Ist der Entschluss für ein Höckerschildkröte gefasst, bleibt noch die Qual der Wahl, welche der 14 Arten es werden sollte. Die Verfügbarkeiten, Besonderheiten, Preise und Größen (Rückenpanzerlängen) der einzelnen Arten variieren stark. Deshalb fasse ich in der folgenden Übersicht die einzelnen Gesichtspunkte für die jeweilige Art kurz zusammen. Die Liste beginnt mit den häufigsten und endet mit den seltensten Arten in Europa.

Graptemys pseudogeographica:


Verfügbarkeit: sehr gut
 

Preise: ab 15 Euro im Handel oder für eine Spende aus den Auffangstationen
 

Größe: Männchen 12 bis 15 cm, Weibchen 18 bis 27 cm

Besonderheiten: Die Unterart G. p kohnii hat besonders hübsche „Glupschaugen“, die sonst kaum eine andere Höckerschildkröte besitzt. Die Nominatform, G. pseudogeographica pseudogeographica, ist unter besonderen Umständen für den Gartenteich geeignet. Leider sind viele Schildkröten aus dem Handel Mischlinge dieser beiden Arten.
 

Erwerb: Erhältlich in Auffangstationen, Tierheimen, Zoogeschäften, bei Onlinehändlern und privaten Züchtern. Wie ich schon oben angedeutet habe, sind öffentliche Auffangstationen voll mit diesen Tieren. Dutzende private Halter nehmen Höcker- und Schmuckschildkröten bei sich auf die keiner mehr haben will und versuchen diese weiterzuvermitteln. Deshalb ist es wünschenswert, diese Art nicht im Zoohandel zu kaufen, sondern sich der Tiere anzunehmen, die ein neues Zuhause suchen. Wer aber unbedingt ein junges kleines Männchen sucht, der kann nach einem Züchter suchen oder falls dies nicht klappt, gibt es einen Großhändler (Import Export Peter Hoch) der oftmals von einer chinesischen Zuchtfarm auf Männchen bebrütete Jungtiere bekommt. Gegebenenfalls im Handel nachfragen, ob diese gerade „verfügbar“ sind.

Graptemys ouachitensis:
 

Verfügbarkeit: sehr gut
 

Preise: ab 15 Euro oder für eine Spende aus den Auffangstationen.
 

Größe: Männchen 10 bis 14 cm, Weibchen 15 bis 24 cm

Besonderheiten: Die Männchen dieser Art werden nur geringfügig größer, als jene der teuren Arten. Außerdem variiert diese Art sehr im Aussehen.
 

Erwerb: Erhältlich in Auffangstationen, Tierheimen, Zoogeschäften, Onlinehändler und bei privaten Züchtern.
Auffangstationen (gilt auch für Graptemys pseudogeographica und Graptemys nigrinoda):

Graptemys nigrinoda:


Verfügbarkeit: sehr gut
 

Preise: 75 bis 250 Euro

 

Größe: Männchen 7 bis 12 cm, Weibchen 14 bis 22 cm

Besonderheiten: Graptemys nigrinoda ist die einzige Art mit den kleinen „Knubbeln“ am Rückenpanzer. Es gibt zwei Unterarten, wobei fast alle Tiere zur Nominatform zählen.

 

Erwerb: Die Unterart Graptemys nigrinoda delticola ist nur bei ganz vereinzelten Züchtern erhältlich. Von der Nominatform gibt es einige private Züchter, aber auch in manchen speziellen Schildkrötenshops werden sie dann und wann angeboten. Gelegentlich trifft man die Art auch in Auffangstationen.

Graptemys flavimaculata:


Verfügbarkeit: gut

 

Preise: 250 bis 500 Euro

 

Größe: Männchen 7 bis 12 cm, Weibchen 13 bis 21,5 cm

Besonderheiten: Vermutlich ist diese Art tatsächlich die Schönste von allen Höckerschildkröten oder sogar die Schönste von allen Wasserschildkröten? Jedenfalls sind sie nach wie vor heiß begehrt. Leider befinden sich die Nachzuchttiere hierzulande im genetischen Flaschenhals.

 

Erwerb: Erhältlich nur bei Züchtern, wovon es mehrere gibt.

 

Graptemys oculifera:


Verfügbarkeit: mäßig

 

Preise: 250 bis 500 Euro

 

Größe: Männchen 7 bis 11 cm, Weibchen 13 bis 21,5 cm

Besonderheiten: Steht in punkto Attraktivität der schönsten Höckerschildkröte eigentlich um nichts nach, aber dennoch findet sie in dieser Hinsicht nicht ganz so viel Ansehen und es gibt längst nicht so viele Züchter wie von Graptemys flavimaculata. Auch die Graptemys oculifera-Nachzuchten in unseren Kreisen befinden sich im genetischen Flaschenhals.

 

Erwerb: Erhältlich nur bei wenigen Züchtern

Graptemys versa:


Verfügbarkeit: mäßig

 

Preise: 70 bis 250 Euro

 

Größe: Männchen 6 bis 12 cm, Weibchen 12,5 bis 21,5 cm

Besonderheiten: Männliche Graptemys versa sind möglicherweise die Kleinsten von allen Höckerschildkrötenmännchen, manche werden sogar nur 6 cm groß. Leider ist diese hübsche Art meistens sehr aggressiv gegenüber Artgenossen.

 

Erwerb: Erhältlich nur bei privaten Züchtern, wovon es ein paar in Europa gibt oder von gelegentlichen Importen aus Asien.

Graptemys gibbonsi:


Verfügbarkeit: schlecht

 

Preise: 150 bis 400 Euro

 

Größe: Männchen 9 bis 14 cm, Weibchen 18 bis 29,5 cm

Besonderheiten: Graptemys gibbonsi besitzt von allen Höckerschildkröten die schönste Kopfzeichnung. Sie sind absolut ruhig und friedlich im Umgang mit anderen Schildkröten, lassen sich aber genauso schnell von quirligen Exemplaren einschüchtern.

 

Erwerb: Erhältlich nur bei ganz wenigen Züchtern.

Graptemys pearlensis:


Verfügbarkeit: schlecht

 

Preise: 250 bis 400 Euro

 

Größe: Männchen 9 bis 12 cm, Weibchen 18 bis 29,5 cm

Besonderheiten: Für Graptemys pearlensis gilt im Prinzip das Gleiche wie für Graptemys gibbonsi. Die beiden Arten sind aber selbst von Experten nicht sicher voneinander zu unterscheiden.

 

Erwerb: Erhältlich nur bei Züchtern oder gelegentlichen Asienimporten. Wie gesagt, es kann sich aber genauso gut um Graptemys gibbonsi handeln und umgekehrt.

Graptemys barbouri:


Verfügbarkeit: schlecht

 

Preise: 120 bis 250 Euro

 

Größe: Männchen 9 bis 13,5 cm, Weibchen 19 bis 33 cm

Besonderheiten: Graptemys barbouri besitzt die imposanteste Gesichtsmaske. Eine besonders friedliche und lebhafte Art, die oftmals nicht ganz so scheu ist.

 

Erwerb: Erhältlich nur bei wenigen Züchtern.

Graptemys sabinensis:


Verfügbarkeit: schlecht

 

Preise: 120 bis 250 Euro

 

Größe: Männchen 7 bis 10 cm, Weibchen 11,5 bis 21 cm

Besonderheiten: Graptemys sabinensis hat wegen ihren Glupschaugen den witzigsten Gesichtsausdruck. Deswegen und wegen der schönen Linienzeichnung am Kinn wird sie auch „the smiling map“ genannt.

 

Erwerb: Erhältlich nur bei ausgewählten Züchtern.

Graptemys caglei:


Verfügbarkeit: schlecht

 

Preise: 300 bis 500 Euro

 

Größe: Männchen 7 bis 12 cm, Weibchen 14 bis 21,5 cm

Besonderheiten: Der grünliche Carapax mit der netzartigen Zeichnung ist so bei keiner anderen Höckerschildkröte zu finden. Ebenso haben die hellen Linien der Gesichtsmaske etwas Eigenes an sich. Diese Art kann allerdings, wie auch Graptemys versa, sehr aggressiv sein.

 

Europa: Europaweit sind mir nur zwei Züchter bekannt.

Graptemys geographica:


Verfügbarkeit: sehr schlecht

 

Preise: 250 Euro aufwärts

 

Größe: Männchen 8 bis 16 cm, Weibchen 18 bis 27,5 cm

Besonderheiten: Graptemys geographica könnte für Teichbesitzer interessant sein.

 

Erwerb: In Europa dürfte es nur ein oder zwei Züchter geben.

Graptemys pulchra:


Verfügbarkeit: sehr schlecht

 

Preise: Genaue Preise sind mir nicht bekannt, allerdings wurden sie einmal um 500 Euro angeboten.

 

Größe: Männchen 9 bis 12 cm, Weibchen 17 bis 28 cm

Besonderheiten: Graptemys pulchra bleibt ein bisschen kleiner als andere großköpfige Arten und der Carapax bleibt flacher. Die Art hat eine besonders schöne, goldene Zeichnung rund um ihre Augen.

 

Erwerb: Bisher nicht erhältlich bei offiziellen Züchtern. Allerdings sind Importtiere aus Asien aufgetaucht.

Graptemys ernsti:


Verfügbarkeit: sehr schlecht

 

Preise: Mir sind keine zuverlässigen Preise bei Graptemys ernsti bekannt.

 

Größe: Männchen 9 bis 13 cm, Weibchen 20 bis 28,5 cm

Besonderheiten: Ähnelt im Aussehen sehr G. gibbonsi und G. pearlensis. Die Weibchen sind angeblich besonders schwierig zu halten.

 

Erwerb: Es gibt noch vereinzelt Tiere in Europa. Mir ist aber keine funktionierende Zuchtgruppe bekannt.

Ich versuche die Preise und Verfügbarkeiten der einzelnen Graptemys-Arten laufend auf dem neuesten Stand zu halten. Sollte mir dies nicht gelingen und bei gewissen Angaben falsch liegen, bitte ich um eine Nachricht, damit ich die Angaben schnell richtig aktualisieren kann.

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