Reisebericht

Eine USA-Reise war schon lange unser Traum. Als ich einige Jahre Höckerschildkröten besaß und anfing mich intensiver mit der Gattung Graptemys zu beschäftigten, war die Reise dann nicht mehr aufzuschieben. Da aber eine ausschließlich schildkrötenorientierte Reise für meine Frau nicht in Frage kam, haben wir das Ganze mit einer Rundreise durch Florida verbunden.

 

Ein weiterer Grund wildlebende Graptemys sehen zu wollen, war, dass ich mir selbst die Frage beantworten wollte: Können diese Tiere überhaupt in Gefangenschaft gut und artgerecht gehalten werden? Diese Frage stellte ich mir, nachdem ich den Graptemys-Atlas von Peter Lindeman gelesen hatte, der sich leider darin sehr oft gegen die Haltung von Höckerschildkröten in Menschenobhut ausspricht. Mich, als kritischen Halter, hat das natürlich etwas ins Zweifeln gebracht. Meine Frage wurde beantwortet, dazu später mehr.

 

Geplant waren nun eine Woche Urlaub in Florida und anschließend noch vier weitere Tage in Mississippi zu verbringen, um den Pearl und Pascagoula River (Lebensraum von Graptemys oculifera und Graptemys flavimaculata) anzusehen. Da aber in Florida in fast jedem Gewässer Schildkröten zu finden sind, begann die "Schildkrötenexpedition" schon etwas früher.

Die ersten wildlebenden Schildkröten beobachteten wir in den Everglades. Wir besuchten das Royal Palm Visitor Center am Anhinga Trail, dort sieht man quasi das Beste der Everglades. Tatsächlich sahen wir wirklich viele Tiere und haben die gute Luft dort, als besonders angenehm empfunden. Bei den Schildkröten handelte es sich natürlich um die dort lebenden Florida Rotbauch-Schmuckschildkröten (Pseudemys nelsoni) und um Florida-Weichschildkröten (Apalone ferox).

Die Gewässer bestehen dort aus weit ausgedehnten Teichen und Gräben. Das Wasser war meist so um 30 – 120 cm tief und schön klar. Der Bodengrund war schlammig. Kies und Sandbänke zur Eiablage konnten wir keine erblicken. Ich denke, dass die Weibchen daher weite Wanderungen unternehmen müssen, bis sie eine passende Niststelle finden können. Viele Landbereiche sind nämlich fast gänzlich mit Mangroven überwachsen. Wir sahen von den Pseudemys nelsoni nur Weibchen, also keine Männchen und auch keine Jungtiere.

Diese beiden Weibchen blieben ca. 15 Minuten nebeneinander, während die eine aufmerksam beobachtete, wie die Andere an der Blüte der Seerose fraß. Danach gingen beide getrennte Wege. Außer Seerosen, die zum Teil riesig waren, konnten wir keine anderen Wasserpflanzen beobachten.

Nach den Florida Keys, wo wir ausnahmsweise mal keine Schildkröten  sahen, fuhren wir nach Fort Lauderdale. In Fort Lauderdale konnten wir, wegen zu starker Windböen, leider nicht an den Strand gehen. Stattdessen besuchten wir den Hugh Taylor Birch State Park. Es ist nicht verwunderlich, dass auch in einem Stadtpark Schildkröten leben. Zu Beginn fanden wir gleich eine Gopherschildkröte (Gopherus polyphemus), in ihren typisch selbst gegrabenen Höhlen, vor.

Im Park befand sich auch ein kleiner See, an dem man eine kleine Kanufahrt machen konnte. Wir ruderten wenige Meter und entdeckten schon die erste Schmuckschildkröte und kurz darauf gleich noch eine. Für die Schmuckschildkröten muss dieser kleine See ein wahres Paradies sein, denn er ist an einigen Stellen komplett mit leckeren Wasserpflanzen verkrautet und Schwimmpflanzen gibt es ja auch noch jede Menge.

Die nächsten Schildkröten sahen wir in Orlando, im künstlich angelegten Teich des Hilton Hotels. Es handelte sich erneut um Pseudemys nelsoni und Apalone ferox. Leider machte ich keine Fotos, aber diese Schildkröten waren auffällig groß. Sie versammelten sich außerdem alle um den Steg des Hotels. Möglicherweise warteten sie, auf Futter der Hotelgäste.

In Orlando hatten wir während der Reiseplanungsphase eigentlich vor, das Seaworld zu besuchen. Da aber meine Frau im zweiten Monat schwanger war, konnten wir sowieso mit keiner der Attraktionen fahren. Außerdem wollten wir die Umstände, unter denen die Orcas und Delphine im Seaworld leben, nicht unterstützen. Stattdessen folgten wir einem Tipp von Stephan Böhm und fuhren etwas außerhalb, ca. eineinhalb Autostunden entfernt, zu den Alexander Springs. Dieser sogenannte Spring ist ein kleiner runder See, der von einer unterirdischen Quelle gespeist wird. Anschließend fließt das Wasser in den dazugehörenden Alexander Creek.

Aus der Quelle strömen täglich mehrere Millionen Liter Wasser, welches ganzjährig eine konstante Temperatur von 20 – 23 °C aufweist (Böhm 2010). Für die Einheimischen ist der Spring ein beliebtes Ausflugsziel und wird gerne zum Baden genutzt. Das Wasser ist glasklar und mit glasklar meine ich so klar, dass man locker 50 Meter weit unter Wasser sehen kann. Am Randbereich des Sees wachsen viele Vallisnerien und riesige Wasserhyazinthen.

Beim Schnorcheln entdeckte ich dort eine kleine Pseudemys. Die genaue Art konnte ich leider nicht bestimmen, vermutlich war es eine Pseudemys peninsularis. Sie sonnte sich auf einem Pflanzenbüschel. Ich habe sie, während ich sie fotografieren wollte, immer wieder verscheucht. Schließlich ist mir aber dann doch noch ein einigermaßen akzeptables Foto gelungen. Im Wasser verschwand sie blitzschnell im Dickicht der Vallisnerien.

Im Alexander Spring leben natürlich noch viel mehr Schildkröten. Um diese sehen zu können, muss man außerhalb des abgesperrten Badebereiches in den Alexander Creek schwimmen, oder ein Kanu mieten. Ich empfehle an dieser Stelle den Artikel von Stephan Böhm (2010).

Am nächsten Tag fuhren wir dann nach Mississippi. Für diesen Tag haben wir uns einiges vorgenommen. Erstens, eine Autofahrt von 9 Stunden und 1000 Kilometern, obwohl man ja in Amerika meistens „geradeaus“ fährt, wird das nach 800 Kilometern auch anstrengend. Zweitens, wollte ich es mir nicht nehmen lassen, eine kleine Kanutour im Chipola River zu unternehmen, um ein Graptemys barbouri-Habitat anzusehen. Wir fuhren auf der Interstate 10 sowieso direkt darüber. Um fünf Uhr morgens ging es los und gegen Mittag erst, kamen wir in Marianna Florida an. Warum ausgerechnet der Chipola River und nicht z.B. der Apalachicola River? Nun der Chipola River ist dafür bekannt, dass er sehr klar fließt und außerdem werden für diesen Fluss zahlreiche Attraktionen angeboten, unter anderem Kajak- oder Kanutouren. Ich hoffte Unterwasseraufnahmen von Graptemys barbouri machen zu können, leider war zu dieser Jahreszeit das Wasser aber nicht so klar wie angenommen. Die gebuchte Kanutour startete am Spring Creek, einem kleinen Nebenfluss des Chipola Rivers, der aus dem Merritt's Mill Pond Stausee entspringt.

Der Spring Creek

Es gibt Berichte darüber, dass junge Graptemys barbouri im Spring Creek vorkommen (Ewert et al. 2006). Gleiches bestätigten mir S. Böhm und M. Auer (mündl. Mittlg.). Kanu- und Kajaktouren werden am oberen Chipola River und Spring Creek von den „Bear Paw Adventures“ angeboten, die auch Tubing-Verleih bereitstellen. Ein weiterer Anbieter für Attraktionen im mittleren Abschnitt des Chipola sind die „Chipola River Outfitters“. Als ich den Inhaber vor der Reise angeschrieben hatte, hat er uns eine geführte Tour angeboten. Er weiß genau, wo Graptemys barbouri am Chipola zu finden sind. Aber leider wurde daraus nichts, da er während unseres Reisezeitraums leider in Japan war. Also entschied ich mich dann für die Bear Paw Adventures, die nur ein paar hundert Meter von einer Abfahrt der Interstate 10 entfernt liegen. Nach der Ankunft, brachte uns ein Bus zum Spring Creek. Die gebuchte Kanustrecke verlief dann vorerst 2 Kilometer im Spring Creek entlang, bevor wir zum Chipola River kamen.

Im Spring Creek sahen wir eine Menge verschiedener Schildkrötenspezies, unter anderem Trachemys scripta scripta, Sternotherus carinatus und Pseudemys concinna. Leider bekamen wir anfangs keine Graptemys barbouri zu Gesicht. Dieser Tag war ein Sonntag und viele Einheimische nutzten das schöne Wetter für eine Tubingtour. Dabei lässt man sich auf einem aufgeblasenen Gummireifen flussabwärts treiben. Vielleicht war das der Grund dafür, dass sich keine einzige Graptemys barbouri blicken ließ. Am Ende des Spring Creeks erspähten wir dann doch noch ein einzelnes Männchen.

Faszinierend an diesem kleinen Nebenfluss ist das klare Wasser. Ähnlich oder sogar noch klarer als bei den Alexander Springs. Das Wasser floss langsam dahin. Die Tuber glitten langsam flussabwärts und mit dem Kanu musste man doch ein bisschen rudern, um vorwärts zu kommen. Anfangs hatte ich etwas Schwierigkeiten, sämtlichen Tubern und den ganzen Ästen und Bäumen, auszuweichen. Ein Amerikaner auf einem Tube sagte schmunzelnd, als ich ihn fast gerammt hätte und wir schließlich in den Ästen gelandet sind: „It’s hardly to control“.  Soviel Geäst und ins Wasser gefallene Bäume sahen wir aber auch in keinem anderen Gewässer.

Die meisten Schildkröten hielten sich zwischen den Ästen im Uferbereich auf und sonnten sich gelegentlich auch im schattigen Bereich. Das Wasser im gesamten Spring Creek war etwa einen Meter tief und ging mir bis zur Hüfte. Dies konnte ich feststellen, als ich einmal aus dem Kanu stieg. Am Bodengrund versank ich sofort bis zu den Schienbeinen im Schlamm. An anderen Stellen war der Gewässerboden mit Muschelschalen durchsetzt oder von großen Moosbänken überwachsen. Dichten Wasserpflanzenbewuchs, für die Schmuckschildkröten, gab es allerdings nicht.

Als wir schließlich zum Chipola River kamen, erkannten wir sofort den Übergang vom glasklaren zum getrübten Wasser. Es sah wie aufquellende Wolken aus. Die Strömung wurde merkbar stärker. Wir mussten nicht mehr Paddeln und hatten dennoch eine schöne Geschwindigkeit mit dem Kanu drauf. Das Wasser war nun so trüb, dass man das gelbe Paddel noch etwa einen Meter tief unter Wasser erkennen konnte. Darüber hinaus war der Chipola mit 25° C einige Grad kühler, als der Spring Creek. Der hatte nämlich fast 30° C.

Am Beginn des Chipola Rivers

Gleich am Beginn beobachteten wir ein riesiges Graptemys barbouri-Weibchen auf einem Baumstumpf. Weiter flussabwärts sahen wir alle paar hundert Meter eine kleine Gruppe G. barbouri, die sich nebeneinander sonnten. Manchmal waren auch Apalone ferox dabei. Einzelne G. barbouri erblickten wir nie, obwohl auch an den Ufern des Chipola Rivers jede Menge Holz vorhanden war. Sonnenmöglichkeiten gab es also zur Genüge.

Wir waren zu diesem Zeitpunkt die einzigen Menschen in Sichtweite. Aber dennoch ließen sich alle Graptemys ins Wasser fallen, während wir bei ihnen vorbeiglitten. Der obere Chipola River verfügt über keine Sandbänke, wie das vom Pearl oder Pascagoula River bekannt ist. Stattdessen gibt es an den Ufern eine dichte Vegetation. Es ist daher unklar, an welchen Stellen die Weibchen nisten, aber vermutlich suchen sie gewisse Mikrohabitate auf (Ewert et al. 2006). Als wir beim Chipola River ungefähr die halbe Strecke unserer Kanutour erreichten, überholte uns ein Motorboot. Zeitgleich wurde es gewittrig und windig. Wir sahen dann leider keine Schildkröten mehr. Nach zweieinhalb Stunden und 6,3 Kilometern gelangten wir, kurz nach den Brücken der Interstate 10, wieder bei den Bear Paw Adventures an.

Wenn man mehr Zeit hat, wäre es natürlich sehr interessant den Chipola River weiter flussabwärts, mit dem Kanu oder Kajak, zu erkunden. Da wir aber an diesem Tag noch weitere 500 Kilometer mit dem Auto fahren mussten, hatten wir dafür nicht genug Zeit. Sonst wären wir nach acht Uhr abends erst in Mississippi angelangt. In Mississippi haben wir vor Reisebeginn drei Nächte das Best Western Hotel in Wiggins gebucht. Wiggins ist ein kleines Südstaatennest, von dem aus der Leaf und Pascagoula River gut zu erreichen ist.

Die Interstate 10

Für den nächsten Tag haben wir vorab bei Eco-Tours of South Mississippi eine Kajaktour gebucht. Captain Kathy Wilkinson hat uns diese Tour mit dem Kajak empfohlen, da man bei dieser sehr gute Chancen habe, Graptemys flavimaculata zu sehen. Gestartet sind wir um neun Uhr an der Poticaw Bayou Bootsrampe, die ungefähr eine Autostunde von unserem Hotel in Wiggins entfernt lag. Unser Guide Captain Jeff Wilkinson kam pünktlich um neun Uhr. Die Tour führte uns dann mit einem Tandemkajak in die Seitengewässer des Pascagoula Rivers. Es war eine 10 Kilometer lange Rundfahrt, die 4 Stunden dauerte und uns am letzten Stück entlang des Pascagoula Rivers führte.

Es dauerte nicht lange und wir entdeckten die ersten „flavis“ – was für ein Augenblick. In den Seitengewässern sahen wir fast nur Jungtiere von Graptemys flavimaculata, insgesamt waren es sogar um die 50 Exemplare. Außer G. flavimaculata beobachteten wir sonst nur Pseudemys concinna und möglicherweise eine Graptemys gibbonsi. Es war traumhaft – Stille, Natur pur. Dort gab es keine Boote, keinen hörbaren Straßenverkehr und keine Gebäude. Jeff erzählte uns, dass er genau das an diesem Ort so sehr mag. Er war ein echter Naturliebhaber, der keinesfalls in einer Großstadt leben könnte. Das Wasser war an den meisten Stellen kaum einen Meter tief und hatte konstante 28° C an diesem 1. Juni. Die Wassertrübung war so stark, dass man schon nach 20 cm unser gelbes Paddel nicht mehr erkennen konnte.

Nach den vier Stunden, durchgeschwitzt und mit drückender Blase, kamen wir wieder an der Poticaw Bayou Bootsrampe an. Dort hatten wir nochmals Glück. Wir sahen auf einem nahegelegenen Hausboot diese acht flavis, die sich scheinbar auf einem Halterungsrohr sonnten.

Am Nachmittag brachen wir noch zum Leaf River auf. Zuerst zur Brücke am Highway 29 in New Augusta, die lag nur 20 Autominuten von unserem Hotel entfernt. Laut Selman & Qualls (2009) gibt es in diesem Bereich nicht nur eine gute Population von Graptemys flavimaculata, sondern auch die Größte von Graptemys gibbonsi. Also war ich enttäuscht, dass ich von der Brücke aus keine einzige Schildkröte sah.

Wir versuchten es ein Stück weiter an einer Bootsrampe, die ich mir vor der Reise bei Google Earth herausgesucht habe. Aber auch dort konnte man weit und breit keine Schildkröte erblicken.

Nicht weit von dieser Bootsrampe entfernt, liegt die berüchtigte Papierfabrik. Diese Fabrik hatte in den neunziger Jahren durch eingeleitete Giftstoffe, den Tod von vielen Schildkröten und Fischen verursacht (nachzulesen auf der Seite Graptemys flavimaculata). Von der Fabrik wollte ich schnell ein Foto machen.

Danach fuhren wir ein Stück weiter zu einer Seitenstraße, die an einer Stelle ganz nah am Fluss vorbei führt. Ich ging dort durch das Gebüsch und konnte von einem Abhang aus, schön auf eine Flussbiegung des Leaf Rivers sehen. Aber auch da war wiederum keine einzige Schildkröte zu finden, auch nicht mit dem Fernglas. Erstaunlicherweise gab es auch sehr wenig Baumstämme und Äste zum Sonnen für die Schildkröten, nicht vergleichbar mit dem Chipola River oder dem Spring Creek.

Naja da kann man nichts machen. So einfach, wie ich dachte, war es also nicht. Man hat keine Garantie auf Höckerschildkröten, wenn man zu einer Brücke fährt. Vorher muss man genau schauen, wieviel Sonnenplatzmöglichkeiten vorhanden sind und dann erst, sind möglicherweise mit dem Fernglas Graptemys zu identifizieren. Spätestens dann wird einem klar, wie groß diese Lebensräume sind und wie winzig diese Lebewesen darin wirken, nämlich wie kleine Insekten. Genau das fanden wir anschließend bei der nächsten Brücke, 11 Kilometer weiter flussabwärts an der Wingate Road, heraus. Es war eine tief gelegene Brücke, von der auch Peter Lindeman einige gute Aufnahmen in seinem Graptemys-Atlas abgebildet hat. Also hatte ich die Hoffnung, dass hier sehr wahrscheinlich Graptemys zu sehen sind. Tatsächlich, von dieser Brücke aus konnten wir dann auch die meisten Graptemys beobachten. Natürlich zuerst nur mit dem Fernglas.

Da ragte auf der einen Seite ein dicker Baumstamm aus dem Wasser, ca. 50 Meter entfernt. Ich schaute durch das Fernglas und darauf saßen zwei Graptemys flavimaculata. Auf der anderen Brückenseite waren die Äste so nahe, dass man auch mit bloßem Auge die Schildkröten erkennen konnte, aber nicht welche Art oder welches Geschlecht. Plötzlich erblickten wir ein Graptemys flavimaculata-Weibchen aus nächster Nähe, wie sie sich gerade flussabwärts treiben ließ, vermutlich weil sie gerade atmete. Dann tauchte sie ab und schwamm wieder flussaufwärts. Beinahe wäre sie durch die starke Strömung gegen einen Brückenpfeiler geprallt. Kurze Zeit später wiederholte sie das nochmals und sie wäre fast wieder gegen den Brückenpfeiler gestoßen. Zu dieser Zeit war es ca. halb fünf am Nachmittag und es wurde schattig im Bereich des Flusses. Wir besuchten deshalb an diesem Tag keine weiteren Brücken, dieser Tag war anstrengend genug.

Am nächsten Tag waren wir am Pearl River, um Graptemys oculifera zu beobachten. Außerdem wollten wir zum Mississippi Museum of Natural Science. Wieder hatten wir eine gesamte Strecke von 600 Kilometern zu bewältigen. Mit einem kleinen Umweg hatten wir die Chance, im Örtchen Taylorsville, zum oberen Leaf River zu gelangen. Dort hoffte ich Graptemys gibbonsi zu sehen. Will Selman hat mir während der Reisevorbereitung per Mail den Tipp gegeben, dass hier ein gutes G. gibbonsi-Habitat sei. Leider war es an diesem Vormittag sehr bewölkt und die Außentemperatur lag bei nur 23° C. Viele Schildkröten sonnen sich bei so einem Wetter nicht. Deshalb konnte ich von einer Brücke aus, nur eine große weit entfernte Pseudemys concinna erkennen.

Der Leaf River ist an dieser Stelle etwa 20 Meter breit und vermutlich nicht sehr tief, aber genauso schnell fließend und trüb wie sonst auch. Es ist ein kleines interessantes Habitat, im Vergleich zum riesigen Pascagoula River. Der Umweg hat sich somit nicht besonders gelohnt, da wir deswegen erst gegen Mittag am Pearl River angelangt sind. Aber nun schien die Sonne und es wurde heiß. Auf der Fahrt zum Pearl River lotste uns unser Navigationsgerät mitten durch die Pampa Mississippis. Man sah sehr viele nestsuchende Schildkrötenweibchen auf den Straßen. Meistens Trachemys scripta elegans oder Sternotherus ssp. Wir mussten echt aufpassen, einmal hätte ich fast ein Rotwangen-Weibchen überfahren.

Am Pearl River wollten wir zum Ringed Sawback Sanctuary, wo sonst hat man eine Garantie Graptemys oculifera zu sehen. In diesem 19 Kilometer langen Schutzgebiet, welches 1990 vom Pearl River Valley Water Supply District errichtet worden ist, leben die größten Graptemys oculifera-Populationen (Jones & Selman 2009). Dieses Schutzgebiet ist allerdings nicht so einfach zu finden. Nach Recherchen im Internet fand ich heraus, dass es sich um einen Campingplatz handelt, namens Coal Bluff Park Campground. Über das Navigationsgerät fanden wir den Ort allerdings nicht. Nur mittels GPS auf dem Smartphone sind wir schließlich richtig angekommen. Coal Bluff stellte sich als typischer Campingplatz heraus. Erstaunlicherweise musste man nirgends Eintritt zahlen. Wir wurden auch nicht registriert. Nicht unweit vom Parkplatz gelangten wir zum Fluss. An einer Bootsrampe ist gleich das riesige Hinweisschild – Ringed Sawback Turtle Refuge – zu sehen.

Im Schutzgebiet führt dann ein kleiner Pfad entlang des Ufers. So betrachteten wir schon nach wenigen Metern die ersten Graptemys oculifera aus nächster Nähe. Das war echt einer der schönsten Momente. Wir gingen weiter den Weg entlang, der etwa drei Meter über dem Wasserspiegel des Flusses lag und erblickten eigentlich bei jedem Baumstamm oder Ast mehrere Graptemys oculifera. Nur ein größerer Baumstamm wurde interessanterweise nicht von Schildkröten besetzt.

Zum Fotografieren mussten wir uns immer etwas im Gebüsch verstecken, sonst flüchteten die Graptemys schnell ins Wasser. Wenn wir aber kurz warteten, kletterten sie wieder heraus.

Zweimal schauten wir einem weiblichen Exemplar beim Schwimmen zu. Sie schwamm für kurze Zeit an der Oberfläche, atmete und verschwand dann blitzschnell im tiefen Wasser. Das erinnerte mich an meine Tiere zuhause, die das identisch machen. Jeder Graptemys-Halter kennt dieses Verhalten mit Sicherheit.

Auf der anderen Seite des Weges befand sich eine Art Sumpflandschaft mit Zypressen, welche teilweise vollständig mit Wasserlinsen bedeckt war. Es hätte mich nicht gewundert, wenn wir dort eine Sternotherus vorgefunden hätten.

Nach zirka einem Kilometer kamen wir zu einer riesigen Sandbank, die mit feinem weißen Sand bedeckt war. Der Pearl River ist an dieser Stelle um die hundert Meter breit. Auf der anderen Uferseite erblickten wir ebenfalls zahlreiche sonnenbadende Graptemys oculifera. Die Strömung war bei weitem nicht so stark, wie am Leaf River, da hier der Pearl River anschließend auf das Ross Barnett Reservoir aufgestaut wird. Das Wasser war ähnlich trüb wie im Pascagoula- oder Leaf River. Ich habe an diesem 2. Juni eine Wassertemperatur von 25,7° C gemessen. Graptemys pearlensis beobachteten wir hier keine, aber das hatte ich auch nicht erwartet. Es wäre unüblich, dass breitköpfige Arten die großen langsam fließenden Flussgebiete bewohnen.

Am selben Tag war auch der Graptemys-Spezialist Peter Lindeman am Ringed Sawback Sanctuary, wie ich später an einem Beitrag auf seiner Facebook Seite sehen konnte. Wir haben den Experten also ganz knapp verpasst. Aber das wäre auch ein unglaublicher Zufall gewesen, wenn man als Österreicher einmal in den USA ist, nach Graptemys sucht und dann auch noch rein zufällig dem führenden Graptemys-Forscher begegnen würde.

Nicht weit entfernt von Coal Bluff liegt Jackson, Mississippis Hauptstadt. Will Selman gab mir den Tipp das Mississippi Museum of Natural Science zu besuchen. Die Höckerschildkröten die dort leben, waren seine Inspiration zur Erforschung dieser Tiere. Ich wollte mir natürlich ein Bild davon machen, wie artgerecht Graptemys in amerikanischen Museen gehalten werden. Das Mississippi Museum of Natural Science hält über 200 native Arten von Fischen, Reptilien, Amphibien und wirbelloser Wassertiere.

Die meisten Schildkröten werden in einem 160 Quadratmeter großen Gewächshaus gehalten. The Swamp, so wird diese Anlage seitens des Museums genannt, verfügt über mehrere Aquarien mit insgesamt ca. 75.000 Litern Wasser. Neben diesem Gewächshaus findet man im gesamten Museum Aquarien, die allesamt über ein Volumen von knappen 380.000 Litern verfügen. Eines davon ist das riesige Pearl River Aquarium. In diesem speziellen Aquarium werden sämtliche Fischarten des Pearl Rivers gemeinsam gehalten, unter anderem der sehr gefährdete Golf Stör. Aber nicht nur Fische, sondern auch einige Schildkröten des Pearl Rivers befinden sich darin. Wir erblickten Trachemys, Pseudemys und ein sehr großes Graptemys pearlensis-Weibchen, das sich leider für sehr lange Zeit zwischen einigen Ästen oder Steinen versteckte. Im Vergleich zu den großen Fischen wirkte das Weibchen allerdings recht klein. Eingefangen wurde dieses Weibchen nicht von einem Amerikaner, sondern vom österreichischen Schildkrötenexperten Peter Praschag. Dies erzählte er mir später auf einer ISV-Tagung.

Da wir vom Weibchen nicht viel zu sehen bekamen, gingen wir weiter zum Gewächshaus. Dort konnten wir neben kleinen Alligatoren, die sich zusammen mit Schildkröten sonnten, auch Diamantschildkröten, Weichschildkröten, Schmuckschildkröten und viele Höckerschildkröten vorfinden.

Im kleinsten Becken betrachteten wir Babyschildkröten des Pascagoula Rivers: kleine Graptemys flavimaculata, Pseudemys concinna und Apalone mutica. Jedoch fehlten Graptemys gibbonsi, Macrochelys temminckii, Trachemys scripta elegans, Sternotherus carinatus und Sternotherus oduratus, die üblicherweise auch im Pascagoula Flusssystem vorkommen. In einem weiteren Becken fanden wir einige Schmuckschildkröten, zusammen mit Graptemys pseudogeographica kohnii, Apalone ferox und auch kleine Alligator mississippiensis.

Im hinteren Bereich des Gewächshauses war schließlich das Aquarium, welches ich unbedingt anschauen wollte: das Sawbacks Becken. Dieses Aquarium war etwa 3 Meter lang, 1 Meter tief und hoch, also mit ca. 3000 Liter Wasser. Es wuselte im Becken so richtig voller Sawbacks (G. nigrinoda, G. oculifera und G. flavimaculata), auch zwei Graptemys pseudogeographica kohnii-Männchen haben sich in das Becken geschlichen. Diese hatten vermutlich wo anders nicht mehr Platz gefunden. Wir versuchten die Schildkröten zu zählen, schafften es allerdings nicht exakt. Es waren mindestens 20, könnten aber auch 25 gewesen sein, natürlich gemischten Geschlechts aller drei Sawbacks-Arten.

Ob es mehr Weibchen oder mehr Männchen waren, kann ich auch nicht sicher sagen. Die Männchen balzten natürlich alle Weibchen an, wie man das von diesen kleinen „Fruchtzwergen“ gewohnt ist. Als Sonnenplatz war ein großer Ast vorhanden, über dem drei Lampen hingen. Dahinter wuchsen am Landteil einige Farne und dort waren auch die Eiablageplätze. Im Wasser war das Becken meines Erachtens zu wenig strukturiert. Der Ast des Sonnenplatzes reichte zwar ins Wasser hinein, aber das war es dann auch schon. Sonst verfügte das Aquarium nur über eine felsige Rückwand und einem Bodengrund aus größeren Steinen. Die Gruppenhaltung schien aber dennoch gut zu funktionieren. Wobei die drei Arten in diesem Aquarium sicherlich hybridisieren. Ich kann mir deshalb kaum vorstellen, dass die Eier der Weibchen vom Museum ausgebrütet werden. Außerdem im Museum sehenswertes waren einige Skelette, z.B. von Walen, und sämtliche gefährdete Tierarten aus Mississippi.

Am Nachhauseweg hielten wir noch nach Hattiesburg an der Sims Road Brücke des Leaf Rivers an, da diese auf dem Weg lag. Ich hatte die Hoffnung, vielleicht noch sonnende Graptemys zu erblicken. Es war aber schon halb acht Uhr abends und somit schon zu spät. Im Nachhinein entdeckte ich auf den Fotos dann aber doch noch eine sonnenbadende Schildkröte.

Am nächsten Tag war eigentlich nur noch geplant, sämtliche Brücken des Leaf- und Pascagoula Rivers anzufahren. Wir starteten, flussabwärts der zwei Tage zuvor besuchten Wingate Road, am Highway 15. An dieser Brücke sahen wir keine Schildkröten. Etwa 200 Meter von der Brücke entfernt, ragten einige Äste aus dem Wasser, allerdings konnten wir darauf keine Schildkröte bemerken. Sonst gab es kaum Sonnenmöglichkeiten in der Umgebung.

Also fuhren wir gleich zur nächsten Brücke am Leaf River, der Old Highway 24. Im ersten Moment dachte ich, dass hier wieder keine Schildkröten zu erblicken sind. Aber meine Frau entdeckte in einem Astgestrüpp, ein halb aus dem Wasser kommendes Graptemys gibbonsi-Weibchen.

Weiter entfernt sah man zwei Graptemys flavimaculata auf einem Baumstumpf. Vermutlich ein Weibchen und ein Männchen oder ein halbwüchsiges Weibchen. Diese Brücke war also nicht kein Volltreffer, aber immerhin konnten wir Höckerschildkröten beobachten.

Also auf zur nächsten Brücke. Weiter in Richtung Süden überquert man am vierspurigen Highway 98 nochmals den Leaf River und ein Stück weiter auf dem Highway den Chickasawhay River. An der Leaf River Brücke versuchte ich kurz nach der Überquerung, an einer kleinen Seitenstraße, abzubiegen, die nahe ans Ufer führte. Diese habe ich mir zuvor bei Google Maps herausgesucht, doch leider war dort ein Schranken. Wir fuhren weiter am Highway 98 bis zur Brücke welche über den Chickasawhay River führt. Wir hielten mitten auf der Brücke an. Dort war so eine Art Pannenstreifen. Nur kann man hier nicht in Ruhe nach Schildkröten suchen, oder kurz auf die andere Straßenseite gehen. Die schweren Trucks donnern im Sekundentakt an einem vorbei, dass zu spüren ist, wie die ganze Brücke bebt.

Wir fuhren dann wieder weiter. Die nächste Brücke lag bereits am Pascagoula River im ganz kleinen Nest, namens Merrill. Dort führt nach dem Zusammenfluss des Chickasawhay und Leaf Rivers, eine alte Brücke über den Pascagoula, die für den Verkehr gesperrt ist. Der Fluss ist dort bereits ca. 100 Meter breit. Auf dieser Brücke hatte Peter Lindeman 1991 seine ersten Graptemys flavimaculata gesehen, was schließlich seine Inspiration zur Erforschung dieser Gattung war (Lindeman 2013).

Bei dieser Brücke war ich mir eigentlich sicher, dass wir einige Höckerschildkröten sehen könnten, da mir das Peter ein paar Tage zuvor via Facebookchat bestätigt hat. Aber leider war das bei uns nicht so der Fall. Weit und breit war ein einzelnes Graptemys gibbonsi-Weibchen zu sehen, mehr nicht.

Am Pascagoula River führen leider nur vier Brücken über den 130 Kilometer langen Fluss. Zwei davon, der Highway 26 und die Interstate 10, sind zum Anhalten auf der Brücke zu groß bzw. man kann genauso schlecht abseits der Brücke spazieren gehen, wie beim Highway 98. Die Interstate 10 liegt darüber hinaus zu weit in Mündungsnähe. Dort wird man vermutlich nur sehr selten Graptemys antreffen (Selman & Jones 2011). Blieb also nur noch die Wade-Vancleave Road, die laut Berichten genau an der Stelle über den Fluss führt, an dem das dichtbesiedelste Gebiet von Graptemys flavimaculata liegt. Weiters gab es noch zwei kleinere Straßen, die sehr nahe am Ufer vorbei führten. Diese fuhren wir ebenfalls an, doch leider sind sämtliche Grundstücke am Ufer in Privatbesitz, sofern sie nicht in einem Schutzgebiet liegen. Man sieht dann meistens schon ein Schild mit der Aufschrift: Private Proberty - No Trespassing. An einer Straße, die wirklich direkt am Flussufer vorbei führte, versuchte ich auszusteigen. Doch es kamen gleich drei bellende Hunde angerannt. Ich weiß nicht genau welche Rasse es war, aber es waren schon etwas größere Kaliber. Ich hüpfte wieder in das Auto, schoss durch die Seitenscheibe noch schnell ein paar Fotos geschossen und raste davon.

Die Wade-Vancleave Road war nun die letzte Brücke, um wildlebende flavis zu sehen. Tatsächlich waren hier noch einige, allerdings nur vereinzelt auf den Baumstämmen sonnende Graptemys flavimaculata. Außerdem liegt diese Brücke im Schutzgebiet des Pascagoula River WMA (Wildlife Management Area). Man kann vor der Brücke in eine kleine Seitenstraße einbiegen, die direkt zum Ufer führt. Das machten wir auch und ich spazierte dann auf einer Schotterstraße ein Stück am Ufer entlang. Eine wirkliche Sicht auf das Wasser gibt es dabei aber nicht, da alles dicht zugewuchert ist. Ich kroch noch an einigen Stellen durch das Gebüsch. Sonnende Schildkröten waren hingegen nirgends zu finden.

Jetzt war schon früher Nachmittag an diesem 3. Juni. Bei den Brückenbeobachtungen fanden wir nicht so viele Tiere, wie ich erwartet hatte. Da wir auch sonst nicht wussten, was wir in Wiggins machen sollten, buchten wir kurzentschlossen noch ein Hotel in New Orleans und fuhren anschließend gleich dorthin. Von New Orleans aus ging am nächsten Vormittag um 10 Uhr unser Rückflug nach München. Es wäre sowieso ziemlich stressig gewesen, wenn wir erst am letzten Tag nach New Orleans gefahren wären, denn wir hatten zweieinhalb Stunden Fahrzeit, mussten um 8 Uhr einchecken und auch noch das Mietauto zurückgeben.

Highway Richtung New Orleans

Resümee:

 

Die Reise war im Prinzip ein voller Erfolg. In drei Tagen hätte man vermutlich nicht mehr Höckerschildkröten beobachten können, als wir, obwohl die Brückenbeobachtungen nicht so erfolgreich waren. Für mich reichte es dennoch aus und es ist auch keine zweite Reise notwendig, da ich mir in erster Linie, ein Bild von den Lebensräumen machen wollte. Wenn man mehr Graptemys beobachten möchte, benötigt man deutlich mehr Zeit. Da aber meine Frau zum Zeitpunkt der Reise im zweiten Monat schwanger war, bin ich dankbar, dass sie die Strapazen der Reise überhaupt mitgemacht hat. Deutlich mehr Graptemys würde man bei längeren Kanufahrten beobachten können. Diese starten zum Beispiel auch am Beginn des Pascagoula Rivers. Auch der Chipola River kann fast über seine gesamte Länge mit dem Kajak oder Kanu befahren werden. Eine weitere gute Möglichkeit wäre es, mit den Grundstückbesitzern am Flussufer zu reden, ob man ihr Grundstück betreten darf um nach Schildkröten zu suchen. Ich bin mir sicher, dass die meisten Amerikaner da nichts dagegen hätten. Wir waren von der Freundlichkeit und Offenheit gegenüber Fremden total überrascht. Einfach ein Grundstück ohne Erlaubnis zu betreten, könnte hingegen zur Folge haben, dass man verhaftet wird. Will Selman hatte mich eindringlich davor gewarnt, dies zu tun.

Am wichtigsten war für mich ganz einfach die Antwort auf meine Frage zu finden, ob ich, nachdem ich wildlebende Höckerschildkröten gesehen habe, meine Graptemys noch weiterhin in Gefangenschaft halten möchte. Wir haben zwei Jahre vorher auf den Malediven, die dort nativen Echsen beobachtet, wie sie von Palme zu Palme gekrabbelt und geklettert sind und damals dachte ich mir, dass ich keine Echsenart in einem kleinen Terrarium halten möchte. Bei den Graptemys sehe ich das völlig anders und dies liegt wahrscheinlich am extrem trüben Wasser, in dem sie in der Natur leben. Sie sehen unter Wasser wohl kaum weiter als einen Meter, oft sogar nur 20 cm. Ich stelle mir das Leben für die Tiere sehr schwierig vor, ausreichend Nahrung und andere Artgenossen zur Paarung zu finden. Dies kann in Gefangenschaft zumindest gleichwertig oder sogar besser erfüllt werden. Für Höckerschildkröten in Menschenobhut halte ich dennoch natürliches Tageslicht als wichtigen Aspekt, sei es auch nur durch ein Fenster.

Tipps zum Fotografieren:

 

Ich hatte eine Spiegelreflexkamera - Canon EOS 450D mit 55 - 300 mm Objektiv und Stabilisator dabei. Die war gerade noch ausreichend. Wir konnten die Schildkröten später einigermaßen gut auf Bildausschnitten erkennen. Da größere Objektive exorbitant teurer sind, würde ich heute stattdessen eine Nikon Coolpix mit mindestens 36-fach optischem Zoom verwenden. Diese ist im Vergleich zu einer Spiegelreflexkamera relativ günstig. Mit einer derartigen Digitalkamera fotografiert auch Peter Lindeman. Seine Schildkrötenfotos können sich echt sehen lassen. Leider habe ich das erst nach der Reise erfahren.

Sonstiges:

 

Die USA sind ja bekannt dafür, dass alles ziemlich überdimensioniert ist. Positiv an dem Ganzen ist, dass man in den USA überall genug Platz findet. Angefangen mit den Parkplätzen, auf der Straße, in den Restaurants und bei vielen weiteren Dingen. Verschwenderisch fanden wir andererseits das Essen, das zwar gut ist, aber fast immer mit übertrieben großen Portionen angerichtet wird. Soviel kann fast niemand essen.

Ein Sandwich :-)

Auch unser Leihauto war, für europäische Verhältnisse, etwas überdimensioniert. Wir mieteten über Alamo ein Full Size Car (zweithöchste Kategorie). Dafür erhält man einen Dodge Charger V6 3,6 Liter mit 296 PS. Die 4000 Kilometer, die wir in den 13 Tagen damit fuhren, machten wirklich Spaß. Nach dem Urlaub stellte ich fest, dass man sich tatsächlich auch in ein Auto verlieben kann.

Die Freundlichkeit der Amerikaner erwähnte ich ja bereits einige Absätze zuvor. Viele Amerikaner fingen einfach nur so mit uns Gespräche an und freuten sich jedes Mal, wenn wir ihnen erzählten, dass wir aus Österreich kommen. Jedenfalls waren wir von der Offenheit gegenüber Fremden echt begeistert. Mancher konservative Europäer könnte sich davon eine Scheibe abschneiden.

Literatur:

 

Böhm S. (2010). Beobachtungen an den Wasserschildkröten der Alexander Springs in Florida, USA. Sacalia 8 (27): 7–28.

 

Ewert, M. A., P. C. H. Pritchard & G. E. Wallace (2006). Graptemys barbouri – Barbour’s map turtle. Pages 260–272 in P. A. Meylan, editor. Biology and conservation of Florida turtles. Chelonian Research Monographs, No. 3, Lunenburg, Massachusetts.

 

Jones, R. L. & W. Selman (2009). Graptemys oculifera (Baur 1890) – Ringed map turtle, Ringed Sawback. In A. G. J. Rhodin, P. P. van Dijk, R. A. Saumure, K. A. Buhlmann & J. B. Iverson (Eds.), Vol. 5IUCN/SSC Tortoise and Freshwater Turtle Specialist Group.

Lindeman, P. V. (2013). The Map Turtle and Sawback Atlas: Ecology, Evolution, Distribution, and Conservation. University of Oklahoma Press, Norman, Oklahoma.

Selman, W. & C. P. Qualls (2009). Distribution and abundance of two imperiled Graptemys species of the Pascagoula River system. Herpetological Conservation and Biology 4:171–184.

Selman, W. & R. L. Jones (2011). Graptemys flavimaculata Cagle 1954—yellow-blotched sawback, yellow-blotched map turtle. Pages 052.1–052.11 in A. G. J. Rhodin, P. C. H. Pritchard, P. P. van Dijk, R. A. Saumure, K. A. Buhlmann, J. B. Iverson & R. A. Mittermeier, editors. Conservation biology of freshwater turtles and tortoises: a compilation project of the IUCN/SSC Tortoise and Freshwater Turtle Specialist Group. Chelonian Research Monographs No. 5.

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